„I gang so gern auf d’ Kampenwand, wenn i mit meiner Wampn kannt“
(bayerischer Reim)
Für heute waren in jeder Beziehung Höchstleistungen gefordert: Meinen ersten Adrenalinschub bekam ich bei unserer Fahrt mit der Seilbahn hoch zur Bergstation der Kampenwand. Das bedeutete konkret die Überwindung von 897 Höhenmetern in 14 Minuten in einer winzigen Kabine. Auf dem Meer hätte man von einer „Nussschale“ gesprochen.
Doch der Reihe nach: Um kurz vor 11 Uhr erreichten wir den Parkplatz an der Talstation. Mary und ich waren einigermaßen früh dran – die Massen kamen später, als wir uns an den Abstieg machten. Nun hieß es, anstehen zur 3G Kontrolle. Meine App mit unseren Impfnachweisen wurde problemlos gescannt, dann gab´s ein Armbändchen mit hübschen bunten Gondeln, das wir anlegen mussten, um zu zeigen, dass wir okay waren. Nun ging´s weiter zur Kasse. Ich bezahlte 18 Euro pro Person plus 3 Euro für das Tagesticket auf dem Parkplatz. Schließlich kamen wir an die Stelle, wo die Gondeln jeweils kurz stoppten, ein Angestellter sie festhielt, damit wir einsteigen konnten – Tür zu und ab die Post!
Tatsächlich schossen wir buchstäblich auf den Berg zu. Schnell nahmen wir an Höhe auf. Der Ausblick war gewaltig, meine Angst ebenfalls, denn wir schwebten etwa 50 m über dem Boden! Zwischendurch schaukelte die Kabine bedrohlich. „Bei Anhalten, bitte Ruhe bewahren“, so las ich auf einem Schildchen – auch das noch! Erinnerte es mich doch sehr an ein Szenario auf meiner letzten Fahrt in einem Riesenrad vor vielen Jahren! Dann meine Vorstellung, die Gondel könnte abstürzen …
Höher und höher fuhren wir – es wurde steiler, die Gondel langsamer und dann auch noch dieses widerliche Schaukeln! Fast blieben wir stehen – so schien es jedenfalls. Endlich verloren wir an Höhe, der Boden war nur noch wenige Meter unter uns – dann die Ankunft im sicheren Schuppen, welch eine Erleichterung! Der Ausstieg – ich war durchgeschwitzt, aber froh, heile angekommen zu sein.
Und Mary? Der machte all dies nichts aus …
Kaum oben angekommen, hieß es, jemanden finden, der unsere Leistung im Bild festhielt. Das war schnell geschafft. Nun machten wir uns auf den Weg Richtung Gipfelkreuz.
Doch was wir zuerst sahen, entpuppte sich als das Andachtskreuz in 1500 m Höhe. Bis zum Chiemgau Kreuz hätten wir weitere 164 Höhenmeter klettern müssen, für die 45 Minuten angegeben waren. Sportlich hin, sportlich her – dann noch wieder zurück. Für uns zu lange und vor allem zu anstrengend!
So gingen wir nur bis zur Steinlingkapelle „Maria, Königin des Friedens“ und genossen die wunderbare Aussicht.
Währenddessen rückte die Kampenwand mit dem Gipfelkreuz immer näher. Mein starker Zoom half allerdings tüchtig mit!
Um kurz nach 13 Uhr machen wir uns an den Abstieg. Unterwegs wollen wir noch in der Gori Alm einkehren, um ein wenig zu essen. Doch bis dahin ist es ein schwieriger Weg, denn wir haben einen Abzweig verpasst und müssen einige hundert Meter ziemlich steil bergab auf viel Geröll gehen, was sehr mühsam ist und starke Konzentration erfordert, damit man nicht hinfällt. Wir gehen sehr langsam und mit ganz kleinen Schritten. Was wären wir nur ohne unsere Stöcke?
Schließlich haben Mary und ich es geschafft. Da die Sonne für einige Zeit hinter Wolken verschwunden ist und die windgeschützten Plätze auf der Terrasse besetzt sind, nehmen wir das Angebot der Wirtin, uns reinzusetzen, gerne an. Sie fragt, ob wir geimpft seien, verzichtet jedoch auf den optischen Beweis. Mary bestellt eine Gulaschsuppe, ich nehme etwas Heimisches: Kaspressknödelsuppe, dazu für uns beiden alkoholfreies Weizenbier. Dann geht es weiter.