Bei unserem ersten Besuch in Lissabon nach mehr als 30 Jahren wollten wir uns einfach treiben lassen und dabei Eindrücke sammeln. Nach der Besichtigung des Torre de Belém suchten wir nach einem kostenfreien Parkplatz für den Tag. Wie schon so oft in der Vergangenheit konnten wir uns auch diesmal wieder auf die Hilfsbereitschaft der Portugiesen verlassen. Wir sprachen einen Herrn etwa in unserem Alter an, der, wie sich schnell herausstellte, kein Englisch und von seiner Schulzeit her nur ein paar Brocken Deutsch sprach. Dennoch verstand er sofort, wonach wir suchten und bedeutete uns, einfach hinter ihm herzufahren. Wenig später hatten wir unseren freien Parkplatz.
Unser Portugiesisch reichte auf jeden Fall, dem netten Herrn unseren Dank auszusprechen und ihm noch einen schönen Tag zu wünschen.
Schnell fanden wir eine dieser wunderbaren nostalgischen Straßenbahnen, die uns mit nach Lissabon nahm. Am Praça do Comercio, einem markanten Orientierungspunkt stiegen wir aus. Einen Taxifahrer fragten wir nach einer Möglichkeit, wo man in der Nähe typisch portugiesisch preiswert und gut essen könne. Er schickte uns, ohne lange überlegen zu müssen, zu einem Restaurant keinen Kilometer entfernt und fügte hinzu, dass wir ihn so ziemlich alles fragen könnten, da er Lissabon wie seine Westentasche kenne. Wieder waren wir begeistert von der Offenheit und dem Entgegenkommen und wurden auch nicht enttäuscht, was das Restaurant anging.
Nach dem Mittagessen bummelten wir die Rua Augusta entlang, bestaunten den einzigartigen Elevador Santa Justa und machten einen Schlenker nach rechts zum Praça da Figueira.
In einer Seitenstraße östlich vom Nationaltheater und ein wenig abseits von den Touristenströmen fanden wir am Largo de São Domingo die Igreja de São Domingos. Obwohl sie in keinem mir bekannten Reiseführer erwähnt wird, fanden wir deren Besichtigung durchaus lohnenswert. Die Kirche soll bis zu dem Erdbeben von 1755 eine der größten und schönsten in Lissabon gewesen sein. Nach dem Wiederaufbau wurde sie 1959 durch einen Brand noch einmal nahezu völlig zerstört und seitdem in ihrem ruinösen Charakter erhalten. Betritt man den Innenraum, empfindet man eine eigenartige Faszination angesichts der noch deutlich sichtbaren Spuren des Feuers. Vielleicht wird gerade wegen dieses Eindrucks weltlicher Vergänglichkeit die Kirche von Lissabonnern gern und viel besucht.
Nach diesem Abstecher in eine kühle und ruhige Welt, begaben wir uns wieder in die Hitze und den Trubel dieses frühen Lissabonner Nachmittags. Obwohl das historische Café Nicola sehr einladend wirkte, überließen wir es den zahlreichen Gästen und gingen weiter zum Estação do Rossio. Auf der langen Rolltreppe fuhren wir hoch zu den Geleisen.
Sehr freundlich erlaubte man mir, auch ohne Bahnsteigkarte, Fotos von den schönen Kachelbildern an den Wänden zu machen. An einer Brüstung im Schatten gönnten wir uns einen Moment Pause und blickten auf das Treiben hinab, ehe wir uns auf den Weg zum Praça dos Restauradores machten.
Beeindruckend das ehemalige Eden Theater, in dem sich nun ein Hotel gleichen Namens befindet! Nur noch ein kurzes Stück, dann stiegen wir in die historische Standseilbahn, um zum Miradouro São Pedro Alcantara hinaufzufahren.
Am Aussichtspunkt erwartete uns ein kleiner Park mit Bänken im Schatten. Der Blick über die Stadt und den Tejo war überwältigend. Ohne Eile gingen wir durch die Gassen des Bairro Alto und erfreuten uns an den farbenfrohen Häusern mit den kleinen Balkonen. Wir genossen die Ruhe, die man im Sommer hier nur an den Wochenenden findet, weil dann die Lissabonner an die nahegelegenen Strände vor der Hitze in der Stadt flüchten.
Am Largo do Chiado nahmen wir wieder die Linie 28. Eine Station vor dem Miradouro Santa Luzia stiegen wir aus und folgten der Beschilderung zum Castelo de São Jorge. Auf einer schattigen Terrasse stärkten wir uns mit eiskaltem Tonic Water und frisch gepresster Zitrone.
Von der Burg aus dann noch zum Abschluss des Tages der traumhafte Blick über die Stadt in sämtliche Richtungen. Irgendwo hatte ich gelesen, dass Lissabon als hügeligste Hafenmetropole der Welt gilt. Wir wissen jetzt, warum!