Fahrt zum Waterberg
Um 9 Uhr machten wir uns bei angenehmen 21° auf den Weg zum Waterberg. Hier fand im August 1904 die entscheidende Schlacht im Zusammenhang mit dem Aufstand der Herero statt, in deren Folge es durch Generalleutnant Lothar von Trotha zum ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts kam. Dieser wurde jedoch erst im Juli 2016 von der deutschen Regierung in einem offiziellen Dokument als solcher anerkannt.
Gründe für den Aufstand waren rassistisches Verhalten und die Beanspruchung von immer mehr Ländereien durch die deutschen Siedler. Der sogenannte „Meilenschwindel“ an dem Heinrich Vogelsang und Adolf Lüderitz maßgeblichen Anteil hatten, ist in dem Zusammenhang nur eines von vielen unrühmlichen Geschehnissen.
Schon von Weitem erblickten wir den gewaltigen Tafelberg inmitten einer wunderbar grünen Landschaft. Nur schwer vorstellbar, dass hier vor über hundert Jahren so viel Blut geflossen war.
Am Informationszentrum bekamen wir eine von Hand gefertigte Karte, mit deren Hilfe wir später auf das Plateau klettern wollten, um den herrlichen Ausblick zu genießen.
Doch zunächst fuhren wir zum Friedhof, auf dem wir zum Glück die einzigen Besucher waren. Zufällig entdeckten wir sogar die letzte Ruhestätte von Gustav Sonnenberg, einem jungen Siedler, der bereits in den ersten Tagen des Hereroaufstandes getötet wurde und dessen Witwe Else ihre Erlebnisse in dem Buch mit dem Titel „Wie es am Waterberg zuging“ festgehalten hat.
Die Tatsache, dass hier überwiegend junge Menschen den Tod gefunden hatten, die voller Hoffnung und Tatendrang in dieses Land gekommen waren und nun für die Schurkereien einiger ihrer skrupellosen Landsleute büßen mussten, löste bei uns Betroffenheit aus.
Nach einer Weile des stillen Betrachtens der Grabstätten fuhren wir weiter zu dem Parkplatz, den man uns am Eingang beschrieben hatte.
Wir fanden auch sofort die richtige Wegmarkierung, der wir auf einem Trampelpfad eine gute halbe Stunde lang folgten. Da wir aber nicht höher kamen und auch keine weiteren Zeichen mehr entdeckten, entschlossen wir uns, umzukehren.
Unterwegs trafen wir ein weiteres Paar. Die beiden waren ähnlich ratlos wie wir und schlugen einen Pfad ein, von dem sie hofften, dass er direkt nach oben auf das Plateau führen würde.
Als wir wieder am Besucherzentrum ankamen, berichtete ich von unserer Misere und schlug vor, den Wanderweg in kürzeren Abständen zu kennzeichnen.
Nach diesem etwas enttäuschenden Morgen am Waterberg freuten wir uns auf einen entspannten Nachmittag am Pool unserer Lodge.
Am Abend waren außer uns nur wenige Gäste in der Lodge. Daher gab es Dinner à la carte und kein Buffet. Ehe wir zum vorletzten Mal in Afrika schlafen gingen, saßen wir noch ein Weilchen draußen auf der Terrasse und genossen die sternenklare Nacht.