Eindrücke beim Frühstück – Kirchgang – Menschen und Wohnen am Kilimandscharo
Am Sonntag gehen Gläubige in vielen Teilen der Welt in die Kirche, und so wurden wir von Allen eingeladen, die Heilige Messe zu besuchen. Um kurz vor 10 Uhr fuhr er mit uns hoch zum Gotteshaus, das wir bereits an unserem ersten Nachmittag zu Fuß besichtigt hatten. Wir waren mit die Letzten, und was wir hier während der folgenden 3 Stunden erlebten, war mit keinem unserer Gottesdienste auch nur annähernd zu vergleichen.
Action pur schlug uns gleich bei der Ankunft entgegen: wunderbare Gospelgesänge, dazu tanzende Kinder und Erwachsene am Altar. Auch unsere Chorleiterin vom Donnerstag war anwesend, diesmal eine von vielen Sängerinnen. Ich bedauerte, meine Kamera nicht mitgenommen zu haben. Doch aus Rücksicht auf die Gefühle der Gläubigen hatte ich sie zu Hause gelassen. Zwischendurch wurde immer wieder gebetet. Allen saß mit anderen Pastoren oben am Altar. Dann seine Ansprache an die Gemeinde. Mary und ich ahnten, was gleich kommen würde. Und richtig: Wir wurden Teil seiner Rede und wenig später nach vorne zum Altar gebeten.
Ich sagte, wie schön es hier sei und wie gut uns das Land gefiele. Auch die große Freundlichkeit der Einheimischen, denen wir bisher in dieser kurzen Zeit begegnet waren, sprach ich an. Jemand übersetzte auf Suaheli. Die Leute hörten andächtig zu, am Ende der Applaus. Auch Mary fand schöne Worte, fühlte sich angenommen von der Gemeinde. Viele Gesichter hatten wir ein paar Tage zuvor bei der Chorprobe im Hof gesehen.
Dann die Predigten, die nahezu endlos schienen. Ein junger Pastorenanwärter tobte und schrie die Gläubigen an. Ich fühlte mich zurück in meine Kindheit versetzt, als der Pfarrer hoch oben von seiner Kanzel aus die Anwesenden lautstark traktierte. Damals wie hier hörten seine Schäfchen ergriffen zu. Dazwischen Stoßgebete, gehetzt in den Raum gerufen. Endlich Stromausfall und weniger Belastung für unsere Ohren.
Plötzlich wurden die Kinder hinausgeschickt. Aus gutem Grund: Eine junge Frau war von einem Dämonen besessen, so erklärte man uns. Mehrere Pastoren versuchten ihn auszutreiben. Sie schrien die Frau an, riefen beschwörende Formeln. Lob sei Gott, dem Herrn! Die Frau kreischte, hatte nichts Menschliches mehr in ihrer Stimme. Schließlich ihr Zusammenbruch, die Emotionen verebbten, es wurde ruhig. Die Frau wurde von einer Älteren aus der Gemeinde hinausgeführt. Man sagte uns, jetzt ginge es ihr besser. Jetzt, nachdem der Dämon aus ihrem Körper sei.
Dann war die Messe zu Ende. Mary und ich wurden von Allen als Gäste ins Office gebeten. Frauen aus der Gemeinde servierten tansanischen Tee und Ölgebäck. Die Pastorenanwärter bekamen ein Feedback zu ihrer Arbeit.
Gegen halb zwei fuhren wir mit unserem Gastgeber zurück nach Hause. Einigermaßen geschafft nahmen wir unser Mittagessen ein.
Menschen und Wohnen am Kilimandscharo
Am späten Nachmittag machten wir einen Spaziergang und entschieden uns, mit dem anstrengenden Aufstieg zu beginnen. Diesmal wollten wir weiter gehen als zuvor. Wir blieben nicht lange allein: Ein Pastor, den wir morgens in der Kirche getroffen hatten, begleitete uns ein Stück.
Allmählich gesellten sich Kinder aus den Häusern dazu, die am Wegesrand lagen. Bei den meisten Leuten hatte sich schnell herumgesprochen, dass am Berg bei Pastor Lekey neuerdings Weiße lebten. Wer uns noch nicht kannte, erkundigte sich, wo wir wohnten und aus welchem Land wir kämen. Zuallererst aber die Frage: „How are you?“ oder die Begrüßung: „Karibu“ (Willkommen), wer kein Englisch konnte.
Historische Stätte und eine Kirche im Rohbau
Am Abend kam Allen zu uns auf die Terrasse, um uns zu fragen, ob wir am nächsten Tag von ihm nach Moshi mitgenommen werden wollten. Das versprach, interessant zu werden!