Auf unserer Fahrt nach Augsburg machen wir einen kleinen Schlenker über Jetzendorf, was kein nennenswerter Umweg ist. Im Jahr 1923 wurde in diesem Ort von Lorenz Wagner die Schuhfirma LOWA gegründet, die bis heute ihren Sitz in Jetzendorf hat. Hier will ich meine Wanderschuhe der Marke LOWA vom Hersteller für 79,95 € (aktuell: 89,95 € – 02/22) neu besohlen lassen. Ich hatte vor ein paar Tagen dort angerufen und dies vereinbart. Nach elf Jahren – solange habe ich die Schuhe – kann es sein, so sagte man mir, dass sich die Sohle ablöst. Den chemischen Prozess, der dafür zuständig ist, nennt man Hydrolyse. Nach zwei bis drei Wochen bekomme ich meine Schuhe dann kostenfrei mit neuen Schnürsenkeln und Einlegesohlen zugesandt.
Wir erreichen in Augsburg das gebuchte Altstadthotel um 14:30 Uhr nach 195 gefahrenen Kilometern bei bestem Wetter und freuen uns, dass sich der Parkplatz direkt auf dem Hof unserer Unterkunft befindet. Am Telefon hatte man Mary gesagt, wir sollten entweder ganz links oder ganz rechts parken. Als wir mit unserem Auto durch die schmale Kapuzinergasse fahren, die gerade mal so breit ist, dass wir gut durchpassen, das Kathanhaus passieren, schließlich vor der Nummer 6 stehen und neben dem geöffneten Holztor die Aufschrift „Hotel“ lesen, ist uns klar: Hier sind wir richtig.
Vorsichtig, sehr vorsichtig fahre ich durch das enge Tor und sehe, warum wir „ganz links oder ganz rechts“ parken sollen: Es gibt nur diese beiden Stellplätze, und der ganz rechts ist besetzt. Ich muss ein paarmal rangieren, ehe ich wirklich so weit links stehe, dass der andere Wagen noch raus kann. Endlich habe ich es geschafft.
Der Empfang an der Rezeption ist so herzlich, wie wir das bislang während unseres gesamten Aufenthaltes hier im süddeutschen Raum erlebt haben.
Als wir, nachdem wir uns eingerichtet haben, wenig später das Hotel verlassen, um Augsburg zu erkunden, hat die Hotelangestellte den Platz neben uns bereits für einen neu angekommenen Gast geräumt und ihren Ford Ka in der Toreinfahrt abgestellt.
Wir gehen die Maximilianstraße in Richtung Stadtzentrum und gelangen zum Moritzplatz , wo Mary und ich am „Goldenen Erker“ vor prächtiger Kulisse eine Tasse Kaffee trinken.
Im Internet lese ich, dass die Maximilianstraße in der Altstadt von Augsburg eine der kunsthistorisch bedeutsamsten Straßen Süddeutschlands ist. Die prächtigen Bauten der Gotik, der Renaissance, des Rokoko, des Neoklassizismus und der Nachkriegszeit vermitteln einen Eindruck der Stadtgeschichte. Seit 1992 ist die untere Maximilianstraße zwischen Moritzplatz und Perlachturm für den Individualverkehr gesperrt.
Nach unserer kleinen Pause geht´s weiter zum Rathausplatz.
Menschen
Feuer in der Karolinenstraße 15
Plötzlich riecht es verbrannt. Schon von weitem sehen wir Feuerwehrwagen, jede Menge Blaulicht und Qualm. Eines der ältesten Häuser in der Karolinenstraße brennt, wie wir erfahren. Und das schon seit Freitag. Hoch oben auf einer Drehleiter steht ein Feuerwehrmann in einem Korb und löscht. „Warum brennt es immer noch, nach nunmehr fünf Tagen?“, fragen wir uns. Nachdem das Feuer diverse Male gelöscht schien, flackerte es immer wieder von neuem auf. Der Akku eines E-Scooters sei explodiert, so hört man. Zu Schaden gekommen sei niemand. Überwiegend bewohnten Studenten das unter Denkmalschutz stehende Haus. Nicht nur, dass alles Hab und Gut vernichtet ist, auch wichtige Prüfungsunterlagen seien verbrannt.
Wieder zu Hause werde ich dazu lesen:
„… Es wäre nicht das erste Mal, dass explodierende Akkus eine Katastrophe auslösen. Erst im April dieses Jahres brannte die Wohnung zweier jungen Frauen in einem Mehrfamilienhaus in der Münchner Au aus. Zuvor hatte sich der Akku eines E-Rollers entzündet. Er soll defekt gewesen sein. Solche Defekte entstehen durch mechanische Einwirkung. Auch Überladen oder Überhitzen kann ein Problem sein – die meisten Brände entstehen nach Erkenntnis des TÜV bei Ladevorgängen, etwa wenn man einen E-Roller über Nacht an die Steckdose anschließt. Auch Elektroautos geraten öfter mal in Brand, wie zuletzt im Landkreis Freising.
Für die Augsburger Feuerwehr wäre es der erste derartige Brand, sagt Sprecher Friedhelm Bechtel. Er erinnert sich allerdings, dass die Feuerwehr in Augsburg schon öfter zu Akkubränden ausrücken mussten, die durch defekte Handys oder Laptops verursacht wurden. Die Gefahr dürfe nicht unterschätzt werden, in Akkus stecke gewaltige Energie. Aus Spaß hat die Feuerwehr einmal in den Akku eines Modellflugzeugs einen Nagel eingeschlagen – „es gab eine riesige Stichflamme“. Bechtel rät, Akkus nur auf einer nicht-brennbaren Unterlage, etwa einer Glasplatte, aufzuladen. Leider halte sich fast niemand an diesen Sicherheitshinweis. …“
Mehr unter:
Brand im Bürgerhaus Augsburg
Die Ruine heute
Das alte Haus wurde übrigens abgerissen …
Durch enge Gassen zum Elias-Holl-Platz
Gleich hinter dem Rathaus hat ein Saarbrückener Künstler eine interessante Installation aufgebaut, die noch bis zum 17. Oktober zu sehen sein wird. Die Skulptur ist zehn bis zwölf Meter lang, vier Meter hoch und etwa fünf Meter breit. Sie wiegt mit circa 1800 laufenden Metern Holzlatten und 5000 Edelstahlschrauben schätzungsweise 1,2 bis 1,4 Tonnen. Auf die Hölzer haben Menschen geschrieben, was sie gerade bewegt. Unter anderem lese ich: „Nur noch 1 Jahr bis zur Rente!“
Wir gehen weiter zum Metzgplatz, an dem sich die Stadtmetzg und der Georgsbrunnen befinden. Die jahrhundertelang als Metzgerei dienende Stadtmetzg ist denkmalgeschützt und wird heute als Verwaltungsbau genutzt.
Auf vielen Plätzen stehen übrigens vom 3. Bis 26. September bunte Klaviere, auf denen Passanten kostenlos spielen können. Es sind insgesamt zehn, welche im Rahmen der Aktion:
Play Me, I’m Yours, zum 5. Male in Augsburg aufgestellt wurden. Jedes Klavier ist ein einzigartiges Kunstobjekt mit einer eigenen, individuellen Geschichte. Erzählt werden diese Geschichten von Künstlern aus Augsburg und der Region, die sich als Klaviergestalter beworben hatten und jetzt von der „Play Me, I’m Yours“-Jury ausgewählt wurden.
Wie wir beobachten konnten, werden die Klaviere bei Regen abgedeckt.
Die Stadt Augsburg wird mit Wasser aus den Flüssen Lech und Wertach versorgt, welche um die Stadt herumfließen. Damit man Wasser in die Stadt bekam, wurde ein netzartiges Kanalsystem angelegt. „Die Kanäle fließen überwiegend oberirdisch mit starkem Volumenstrom und sind im Stadtgebiet nur abschnittweise verdeckt oder überbaut. In den 1970er und 1980er Jahren wurden einige Kanäle in der Altstadt wieder aufgedeckt.
Im Augsburger Kanalnetz gibt es mehrere Wasserkreuzungen, etwa das Aquädukt am Roten Tor oder die Zirbelnuss-Kanal-Brücke beim Unteren Brunnenturm. …“
Siehe auch: Kanäle in Augsburg und Zirbelnuss-Kanal-Brücke
Wenn man sich anschaut, wie das Wasser zwischen den alten Häusern hindurchschießt, fragt man sich unwillkürlich, wie man es hinbekommt, die Gebäude trocken zu halten – wenn es dann tatsächlich so ist …
Auf dem Rückweg gehen wir „Am Klimacamp“ vorbei, das engagierte Augsburger Bürger unmittelbar neben dem Rathaus aufgebaut haben, wo mit zahlreichen Informationstafeln auf menschliches Fehlverhalten und den daraus resultierenden klimatischen Auswirkungen hingewiesen wird.
Unser Abendessen nehmen wir im urgemütlichen Biergarten des Restaurants Zum Bayrischen Herzl ein und folgen somit dem Tipp der netten Angestellten in unserem Hotel. Hochzufrieden verlassen wir irgendwann zu späterer Stunde dieses gemütliche Ambiente nach einem langen Tag in einer sehenswerten Stadt.