Kaiserstadt Huế: Thiên Mụ Pagode – im Dorf Thủy Biều – eine Fahrradtour – Zitadelle und Verbotene Stadt – mit der Fahrradrikscha zurück zum Hotel
Um ein paar Fotos zu machen, ging ich nach dem Frühstück auf die Dachterrasse zum Hotelpool, der sich wie unser Zimmer in der obersten Etage befand. Normalerweise wären Mary und ich gerne eine Runde schwimmen gegangen, doch das nasskalte Wetter lud nicht gerade dazu ein, und erst gegen Abend sollten wir die Sonne für kurze Zeit zu sehen bekommen.
Um 10 Uhr trafen wir uns in der Hotellobby, von wo aus wir die knappen 300 m zum Parfüm-Fluss gingen, wo am Bootsanleger eines der bunt bemalten Schiffe mit dem typischen Drachenkopf für uns reserviert war.
Fahrt auf dem Parfüm-Fluss zur Thiên Mụ Pagode
Die Pagode wurde zu Anfang des 17. Jahrhunderts erbaut und ist mit ihrem siebenstöckigen, 21 m hohen Turm die höchste Vietnams. Bemerkenswert ist der alte Austin, der in einer Garage steht und in dem sich der Mönch Thích Quảng Đức am 11. Juni 1963 aus Protest gegen die Buddhistenverfolgung und Unterdrückung durch den katholischen Diktator Ngô Đình Diệm zu einer Straßenkreuzung in Saigon fahren, mit Benzin übergießen und anzünden ließ.
Das Foto erregte damals weltweites Aufsehen.
Wieder auf dem Parfüm-Fluss zum Dorf Thủy Biều
Gemäß unseres Gebeco Reiseablaufes konnten wir im Dorf „unsere Füße mit einer traditionellen Heilbehandlung wieder auf Vordermann bringen“. Wir waren sehr gespannt und wurden nicht enttäuscht!
Nach einer wirklich entspannenden Heilbehandlung mit Nacken- und Fußmassage bekamen wir im Freien ein leckeres Menu serviert. Anschließend wurden uns von einem lokalen Guide Fahrräder ausgehändigt, mit denen wir eine gemütliche Tour durch die wenig besiedelte ländliche Gegend machten. Bei mittlerweile angenehmeren Temperaturen genossen wir die Bewegung in exotischer Landschaft.
Den ersten Stopp machten wir an einer kleinen Räucherstäbchen Manufaktur, wo uns die Produktionsweise vorgeführt wurde. Unter fachkundiger Anleitung durften wir sogar selbst welche anfertigen. Auch ein Atelier, in dem landestypische Bilder gemalt wurden, schauten wir uns an.
Nach einer knappen Stunde fuhren wir mit dem Bus die wenigen Kilometer zur alten Kaiserstadt von Huế, nachdem wir zuvor unsere Räder abgegeben hatten.
Zu Fuß durch die Palastanlage der Nguyễn-Dynastie
Am nordwestlichen Ufer des Parfüm-Flusses liegt die alte Königsmetropole innerhalb quadratisch angeordneter Befestigungsmauern mit einer Seitenlänge von 2235 m. In dieser „äußeren Stadt“, auch Zitadelle genannt, befindet sich die ummauerte „Königsstadt“ mit 604 m Länge und 622 m Breite. Darin eingeschlossen als Teil der Königsstadt liegt die ebenfalls ummauerte „Purpurne Verbotene Stadt“.
Vom 3. Januar bis zum 3. März 1968 wurde Huế während der Tet-Offensive zu einer erbittert umkämpften Stadt. Dabei wurden wertvolle Kulturgüter – darunter auch die meisten Gebäude des Kaiserpalastes und der Verbotenen Stadt – zerstört.
1993 wurden die wichtigsten Anlagen durch die UNESCO in die Welterbeliste aufgenommen. Seitdem werden nach und nach die Schäden behoben und zerstörte Gebäude restauriert bzw. rekonstruiert.
Auf unserem Rundgang durch die ausgedehnte Anlage entdeckten wir eine Fotoausstellung, wo mich besonders die Aufnahme des kindlichen Kaisers Duy Tân nach der Krönungszeremonie beeindruckte. Folgt man dem Link, so erfährt man, mit welchen Mitteln die Kolonialherren – in diesem Fall die Franzosen – in den von ihnen beherrschten Ländern agierten.
Trotz sorgfältiger Recherche war es mir im Nachhinein nicht immer möglich, die Funktionen oder Bezeichnungen einzelner Gebäude oder Portale zu ermitteln. Angaben auf entsprechenden Internetseiten waren bisweilen widersprüchlich oder nicht eindeutig, und selbst mein Reiseführer erwies sich meistens nur als hilfreich, wenn Abbildungen vorlagen.
Daher freue ich mich über jeden Hinweis, der zur Korrektur eventuell aufgetretener Fehler beiträgt.
Mit der Fahrradrikscha durchs Chaos!
Nach einem zweistündigen Rundgang durch die Palastanlage warteten vor den Toren unsere letzten Transportmittel für den heutigen Tag: vier Fahrradrikschas.
Wir kletterten in die ungewohnten Fahrzeuge, und los ging die Fahrt Richtung Hotel. Schon bald befanden wir uns mitten im Getümmel, umgeben von knatternden und hupenden Zweirädern. Und schon bald spürten wir die enorme Abgasbelastung. Wer hatte, band sich ein Tuch oder einen Schal vor Mund und Nase, was ein wenig half.
Unsere radelnden Fahrer bewegten sich sicher und zielstrebig durch die Flut von Rollern, und schnell verflog die anfängliche Anspannung.
Als wir schließlich das Hotel erreichten, war uns die vietnamesische Verkehrssituation wieder ein Stück weit vertrauter geworden.
Die folgenden Fotos (das Erste ausgenommen) wurden alle von mir aus der Rikscha aufgenommen und zeigen jeweils unterschiedliche Aspekte dieser Fahrt.
Was für den Fremden auf den ersten Blick chaotisch wirkt, entzerrt sich bei längerem Hinsehen, und rasch gewinnt man den Eindruck, dass jeder in diesem Dschungel von Zweirädern genau weiß, was er tut!
Am Abend beschloss die Gruppe, getrennte Wege zu gehen, was nach Tagen des gemeinsamen Erlebens von allen für gut befunden wurde. Mary und ich hatten keine Lust mehr, weit zu laufen. Daher gingen wir ins Jalapeño Restaurant um die Ecke, wo wir nett saßen und gut mexikanisch speisten.
Beim einzigen männlichen Kellner fiel mir dessen sehr schöner Gürtel auf. Ich fragte, wo er den gekauft hätte. Der junge Mann freute sich über mein Interesse und erklärte mir den Weg zu dem nahegelegenen Geschäft an der Kreuzung Võ Thị Sáu / Chu Văn An.
Besonders angetan war ich dort von drei stufenlos verstellbaren Gürtelschnallen, und auch ein Ledergürtel, der von Hand passend zugeschnitten wurde, wechselte den Besitzer.
Zufrieden mit uns und der Welt tranken Mary und ich noch ein Glas Wein an der belebten Fußgängerzone, bevor wir zurück ins Hotel gingen.