Seit dem letzten Mittwochabend sind keine Schwalben mehr da! „An Mariä Geburt fliegen die Schwalben furt“, so sagt ein altes Sprichwort. Wir können das bestätigen. Die kleinen Vögel sammelten sich am Morgen auf den Telegrafenleitungen bei unserem Haus. Zwischendurch flogen sie auf, setzten sich wieder und wirkten sehr aufgeregt. Als wir abends nach Hause kamen, waren sie fort.
Am heutigen Tag war bei entsprechendem Wetter die Fahrt zur Winklmoosalm geplant (s. auch Eintrag 07.09.), wo eine Sternenführung stattfinden sollte. Ich hatte Herrn Manuel Philipp, der die Veranstaltung leitete, vormittags angerufen und mit ihm vereinbart, dass ich ihn gegen 18 Uhr nochmals kontaktieren würde, um sicherzugehen, dass die Aktion um 20:30 Uhr auch stattfinden würde. Immerhin mussten wir 39 km bis dorthin fahren. Herr Philipp hatte sich seinerzeit dafür eingesetzt, dass im Mai 2018 mit der Winklmoosalm ein weiterer international anerkannter, zertifizierter Sternenpark in Deutschland hinzukam. Die Zertifizierung erfolgte durch die International Dark-Sky Association (IDA). Hauptkriterium ist eine möglichst geringe Lichtverschmutzung.
Am Nachmittag gingen Mary und ich eine kleine Runde bei bestem Wetter spazieren. Einige Wolkenformationen waren allerdings zu sehen, und als ich gegen 18 Uhr Herrn Philipp anrief, konnte er nur unter Vorbehalt eine Aussage zur Durchführbarkeit der Sternenführung treffen. Er meinte, für wenigstens eine Stunde müsse der Himmel so sein, dass es zumindest immer mal größere Wolkenlücken gäbe.
Also sagten wir unser Kommen zu und setzten uns gegen 18:30 Uhr ins Auto. Die Fahrt verlief trotz Umleitung in Reit im Winkl problemlos. Zeitig und warm gekleidet erreichten wir unser Ziel. Vom Parkplatz mussten wir noch einige hundert Meter bis zum Treffpunkt auf einer Anhöhe laufen. Zur vereinbarten Zeit um 20:15 Uhr waren ca. 50 Leute mit Isomatten oder Klappstühlen anwesend. Da wir beides in unserer Unterkunft nicht vorgefunden hatten, schlug uns Herr Philipp vor, dass wir uns von einer nahen Gaststätte Bierkästen zum Draufsetzen holen sollten.
Nachdem an alle Teilnehmer Milky Ways ausgegeben worden waren, ging´s pünktlich los. Herr Philipp erklärte sehr anschaulich, und mit seinem Laserpointer konnte er präzise ganze Sternbilder zeigen und Erklärungen dazu liefern. Sobald Wolken Teile des Himmels verdeckten, rückten theoretische Details in den Vordergrund, sodass der Vortrag zu keiner Zeit langweilig wurde.
Während der ganzen Zeit kündigten in der Ferne zuckende Blitze ein Gewitter an, das langsam näherkam. Etwas früher als geplant, beendete Herr Philipp aus Sicherheitsgründen die interessante Veranstaltung.
Für Mary und mich hieß es nun, rasch zurück zum Parkplatz und bei heftigem Wetterleuchten über die engen Serpentinen den Berg hinunter nach Hause. Wir waren noch nicht weit gekommen, als das Navi mich anwies, nach rechts abzubiegen. Ich landete jedoch auf einem unbefestigten Weg. Eilig setzte ich zurück, denn ich wollte so schnell wie möglich nach Hause, um nicht während des Gewitters und bei Starkregen unterwegs sein zu müssen. Erschrocken registrierte ich, dass weder Fahrzeit noch Kilometerangaben bis zu unserer Unterkunft auf dem Display zu sehen waren. Stattdessen die Angabe: „Route wird neu berechnet!“ Weiter nichts. Was, wenn ich irgendwo in der Walachei landete und einen Riesenumweg fuhr? Kein Auto weit und breit in Sicht, und um uns herum absolute Finsternis, bis auf das Wetterleuchten, das immer näherkam.
Schließlich Scheinwerfer im Rückspiegel. In meiner Not blieb ich auf der Fahrbahnmitte stehen, schaltete die Warnblinkanlage an, stieg aus und ging zu dem Fahrzeug, das hinter mir angehalten hatte. „Sind Sie in Schwierigkeiten?“ „Ja, mein Navi zeigt mir wohl den falschen Weg!“ „Das kann passieren bei dem Gewitter und den hohen Felswänden ringsherum“, sagte mein Gegenüber. „Gibt es mehrere Wege nach unten?“, fragte ich. „Nein, nur diesen einen. Wo wollen Sie denn hin?“ „Nach Aschau!“, entgegnete ich. „Dann fahren Sie einfach hinter mir her“, sagte der nette Herr. Froh, dass wir uns nicht verfahren hatten, folgte ich dem Wagen. Die Blitze zuckten um uns herum, aber es regnete glücklicherweise nicht. So erreichten Mary und ich müde, aber zufrieden um kurz nach 23 Uhr unsere Bleibe.
Auch hier war das Gewitter in nächster Nähe, und vom Dachfenster unseres Schlafzimmers gelang mir mein erstes Foto von einem Blitz.