Dienstag, 06.02.2024 – Córdoba

In unserem Dortmunder Reisebüro hatte man uns empfohlen, Tickets für die Alhambra in Granada schon vom Hotel aus zu buchen, um langes Anstehen an der Kasse zu vermeiden. Vor der Moschee in Cordoba rechneten wir ebenfalls mit starkem Andrang. Weil in unserem Hotel keine Buchungen mehr vorgenommen wurden, verzichteten wir auf unser Frühstück und brachen schon gegen halb acht auf, um noch vor den Touristenströmen anzukommen.

Es war noch dunkel und empfindlich kühl, als wir auf dem nahegelegenen Parkplatz in unseren Citroën C3 stiegen. Wie schon zuvor für unsere Tour nach Ronda hatten Mary und ich auch diesmal warme Jacken dabei. Übrigens zeigte meine Wetter-App noch um 8:55 Uhr für Córdoba 5 °C an. Über Mittag war dann mit bis zu 20 °C zu rechnen.

Gegen zehn Uhr verließen wir die Autobahn und fuhren nach wenigen Kilometern ins Parkhaus „La Mezquita“, dessen Eingang sich in der Stadtmauer befand. Gegenüber an der Straßenecke erblickten wir das Restaurant Casa Millán, wo wir drinnen frühstückten. Nur wenige Tische waren besetzt, und wir hofften, vor dem großen Andrang die Moschee-Kathedrale zu erreichen.

Mezquita-Catedral de Córdoba

Vom Restaurant waren es nur ein paar hundert Meter bis zu unserem Hauptziel am heutigen Tag. Wie erfreut waren Mary und ich, dass an den Kassen um diese Uhrzeit nur wenige Menschen anstanden. Später waren es dann zwar mehr, aber die großen Massen, welche mit Bussen anreisten, gab es an diesem Tag zu unserem Glück nicht. Mary lieh sich noch einen Kopfhörer aus, um zusätzliche Informationen zu erhalten. Ich verlegte mich hauptsächlich aufs Fotografieren.

Als wir nun die Moschee betraten, welche die Christen nach der Reconquista (722-1492) teilweise mit Elementen einer Kirche um- und neugestaltet hatten, waren wir erschlagen von der außergewöhnlichen Schönheit dieses Bauwerks. Insgesamt wird die Moschee-Kathedrale von 856 Säulen getragen.
Zum Glück hatten die Kirchenleute wohl großen Respekt vor diesem einzigartigen Zeugnis maurischer Baukunst, was zur Folge hatte, dass sie es nicht wie die meisten anderen vergleichbaren Gebäude zerstörten, sondern es im Wesentlichen für erhaltenswert erachteten. Dennoch sollte nach dem Willen des Bischofs Alonso de Manrique in der Mitte der Moschee eine Vierung errichtet werden.
Diese von der Kirche geforderten Bauarbeiten wurden von Kaiser Karl V. genehmigt, ohne dass er sich näher mit dem Vorhaben beschäftigt hätte. Als er jedoch die Moschee in Córdoba auf dem Weg zu seiner Vermählung mit Isabella von Portugal besichtigte, sagte er über das, was dort geschah zu Bischof Fray Juan de Toledo: „Hätte ich gewusst, worum es ging, hätte ich nie erlaubt, das Alte anzurühren, denn ihr macht, was es vielerorts gibt, und habt etwas zerstört, das einzigartig war“.

Mihrāb (Gebetsnische)

Christliche Umbauten – beeindruckend zwar, aber fehl am Platz!

Panoramaimpressionen

Vier Ansichten des Glockenturmes (ehemals das Minarett)

Nach etwa eineinhalb Stunden hatten Mary und ich uns sattgesehen, was bedeutete, dass allmählich die Aufnahmebereitschaft für die Schönheit dieses außergewöhnlichen Bauwerkes nachließ – Zeit zu gehen!

An der Kasse fragten wir einen jungen Mann nach einem netten Restaurant in der Nähe. Er schickte uns in die historische Altstadt zur Plaza Del Potro, in dessen Nähe wir mehrere Lokale finden würden.

So bummelten wir durch die Gassen, fotografierten alte Gemäuer und warfen von weitem einen Blick auf die Römische Brücke, ehe wir zur angegebenen Plaza gelangten. Dieser verjüngte sich und ging in die Calle Enrique Romero Torres über, wo wir auf der Terrasse der Taberna La Alquería unter Orangenbäumen zu Mittag speisten.

Spaziergang zur Römischen Brücke
Bis zu dem beeindruckenden Bauwerk aus dem 1. Jahrhundert mussten wir nur wenige hundert Meter am Fluss entlanglaufen. Die Bäume an der großzügigen Promenade waren noch kahl, doch auf der anderen Straßenseite leuchteten bereits die Orangen durch das immergrüne Blattwerk und bildeten so einen schönen Kontrast für unser Auge. Bald standen wir vor der antiken Brücke, die mit 16 mächtigen Steinbögen den Guadalquivir überspannt.
Nicht nur der breite Fluss hatte es uns angetan, auch die wuchtigen Wellenbrecher und Reste alter Mühlen waren sehenswert. Ganz nebenbei konnten Mary und ich noch ein Seidenreiherpaar bei den Vorbereitungen zum Nestbau beobachten.

Unsere letzte Besichtigung galt dem Alcázar de los Reyes Cristianos, dessen Eingang sich schräg gegenüber der Brücke befand. Wie überrascht waren wir an der Kasse, dass der Eintritt für Senioren über 65 Jahren frei war!

Alcázar de los Reyes Cristianos (Palast der christlichen Könige)

Die Anlage wurde von König Alfonso XI. im Jahre 1328 erbaut und diente während der Reconquista Ferdinand II. und Isabella I. als Hauptquartier, von dem aus sie die Rückeroberung Granadas von muslimischer Herrschaft planten. Nach dem Sieg über die Mauren, der nur durch die massive finanzielle Unterstützung jüdischer Bankiers ermöglicht wurde, forderte man mittels eines Erlasses die Juden auf, innerhalb von drei Monaten Spanien und alle spanischen Besitzungen zu verlassen, sofern sie nicht zum Christentum konvertierten. Daraus folgte eine beispiellose Judenverfolgung (Geschichte der Juden in Spanien) durch die Inquisition, welche einen unermesslichen Verlust an Wissenschaft und Kunst nach sich zog. Auch die Wirtschaft nahm schweren Schaden. Während dieser dunklen Zeit der Inquisition wurde die königliche Residenz zu einem Ort grausamer Prozesse und Hinrichtungen.

1486 kam ein gewisser Christoph Kolumbus in den Palast, um sich die Finanzierung für seine Entdeckungsreisen zu erbitten. Mithilfe der enormen Schätze, die in den neuen Ländern erbeutet wurden, konnte die wirtschaftliche Situation schließlich wieder verbessert werden. Mit welch unfassbarer Brutalität die sogenannten zivilisierten Eroberer gegen die indigenen Völker dabei vorgingen, belegen die Augenzeugenberichte von Bartolomé de Las Casas.

Die folgenden Fotos, die außerhalb der trutzigen Mauern und im Innern des Palastes entstanden, sollen für sich sprechen und sind lediglich zur Orientierung in Einzelfällen untertitelt.

Bummel durch das jüdische Viertel

Da Mary und ich mit kleinen Unterbrechungen schon fast 6 Stunden auf den Beinen waren, blieben die kleinen Gassen fototechnisch auf der Strecke. Stattdessen gibt es mehr Bilder von Gebäuden und interessanten Plätzen, davon zwei, an denen mit Skulpturen an berühmte Söhne der Stadt Cordoba erinnert wird.

Den Anfang der Fotostrecke macht ein hübscher 3D-Plan mit dem Hinweis „Cordoba. Capital de Sefarad“, den ich von einer Hauswand abfotografiert habe. Sefarad ist der hebräische Name für Spanien.

Bald gelangten wir zum Städtischen Stierkampfmuseum. Der schöne Innenhof lud uns für einen Moment zum Verweilen ein, und die Büste des etwas melancholisch wirkenden Manolete, dem in Cordoba geborenen Torero, der mit nur 30 Jahren von einem Stier aufgespießt worden war, verlangte nach einem Foto.

Im städtischen Souk von Córdoba (nach Anklicken des Links auf Übersetzen gehen), auch als Kunsthandwerksmarkt bekannt, wird lokales Kunsthandwerk gefördert. Er befindet sich im historischen Zentrum von Córdoba, das zum Weltkulturerbe erklärt wurde, und zwar im jüdischen Viertel, ganz in der Nähe der Synagoge. Das Wort Souk leitet sich vom arabischen suq ab, was „Markt“ bedeutet.


Besichtigung der Synagoge

Das jüdische Gotteshaus ist recht klein und kann daher nur eine sehr begrenzte Anzahl Besucher aufnehmen. Daher mussten Mary und ich am Eingang einen Moment warten, weil sich eine größere Gruppe drinnen befand. Wir erfuhren, dass es in ganz Spanien lediglich noch drei Synagogen gibt (sehenswert sind die Fotos, wenn man auf den Link klickt). Alle anderen wurden mit der Vertreibung der Juden im 15. Jahrhundert und zum Teil auch schon früher von den Christen zerstört.

Zum Schluss gingen wir noch an der Maimónides-Statue vorbei, schauten uns in einem kleinen Laden mit der sinnigen Bezeichnung „Hochgenuss des Kalifates“ um und tranken einen Kaffee vor dem Casa Millán, wo wir am Morgen vor unserer Besichtigungstour bereits nett gefrühstückt hatten.

Dann traten wir den Rückweg an, denn wir wollten nach Möglichkeit vor Einbruch der Dunkelheit unser Hotel erreichen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert