Schon vorab sei gesagt: Für biologisch interessierte Menschen ist der Ausflug zu der Insel, die seit 1965 unter Naturschutz steht, ein echtes Highlight! Aber erst 1985 begann die Mauritian Wildlife Foundation damit, sie in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuführen. Man entfernte Pflanzen, die eingeschleppt worden waren und im Laufe der Jahrhunderte die heimische Flora überwuchert hatten. Das Gleiche geschah mit Ratten, Katzen und anderen eingewanderten Tieren. Seitdem kommen endemische Vögel, Geckos und Kleintiere wieder zurück oder werden von Biologen hier ausgewildert.
Lediglich die Moschusspitzmaus lässt sich nicht komplett ausrotten und stellt eine Bedrohung für die Reptilien dar, deren Eier sie frisst.
Um kurz nach 14 Uhr kamen wir am Besucherzentrum an, wo wir nach dem Kauf unserer Tickets von der sympathischen Rose in Empfang genommen wurden, die sich als unser Tourguide vorstellte.
Pünktlich um 14:30 Uhr stiegen wir gemeinsam mit sechs weiteren Personen in ein kleines Boot, das uns die 800 m bis zur Insel hinüberbrachte.
Zuerst führte uns Rose zu einer großen Voliere, in der einige endemische Maskarenen-Flughunde hingen und ihre Flügel in der Sonne aufspannten. Die Tiere waren entweder verletzt oder von ihrer Mutter verlassen aufgefunden und hierher gebracht worden, wo sie entsprechend versorgt und anschließend wieder ausgewildert werden sollten.
Ein Stück weiter trafen wir auf den ältesten und wohl beeindruckendsten Bewohner der Insel: „Big Daddy“, eine Aldabra-Riesenschildkröte 200 kg schwer und 105 oder 106 Jahre alt. Ganz exakt weiß man es nicht. Ein Unterscheidungsmerkmal zur Galapagos-Riesenschildkröte sind die vertikal geschlitzten Nasenlöcher und die Fähigkeit, durch die Nase trinken zu können. Die ursprünglich auf Mauritius lebenden Riesenschildkröten sind ausgestorben.
Auf Schautafeln, vor denen sich „Big Daddy“niedergelassen hatte, waren Tiere abgebildet, die auf der Insel leben und vom Aussterben bedroht sind. Rose gab uns eine Fülle an Informationen und meinte, mit etwas Glück würden wir einigen dieser seltenen Lebewesen begegnen.
Sehr leise pirschte unsere kleine Gruppe auf dem schmalen Trampelpfad hinter Rose her, die auf jedes Zirpen und Piepsen achtete und gleichzeitig in alle Richtungen spähte, um uns gegebenenfalls jede noch so kleine Spezies zu zeigen, die unsere Aufmerksamkeit verdiente.
Als Rose plötzlich stehenblieb, erblickten wir in geringer Entfernung vor uns die sehr seltene Rosentaube.
Den winzigen Mauritius-Brillenvogel bekamen wir leider nur ganz kurz zu Gesicht, obschon sich sein Nest fast zum Greifen nahe über dem Pfad befand, auf dem wir uns bewegten.
In einer Gärtnerei gab uns Rose einige Informationen zu verschiedenen endemischen Pflanzen, die aus Samen oder Ablegern gezogen und später bei entsprechender Größe ausgepflanzt werden.
Unterwegs hatten wir immer wieder vergeblich nach dem Telfair-Skink Ausschau gehalten. Als wir am Ende unserer Tour jedoch das Souvenir Geschäft betraten, entdeckte Rose dann doch noch eines dieser ebenfalls seltenen Schuppenkriechtiere beim zufälligen Blick durch ein geöffnetes Fenster.
An dieser Stelle nochmals vielen Dank an Rose für die wunderbare und sehr engagierte Führung!