Unsere heutige Tour führte uns zunächst etwa 70 Kilometer in südlicher Richtung nach Mozia, einer antiken phönizischen Stadt auf der Isola di San Pantaleo.
Noch bevor wir den Anleger erreichten, von wo uns ein Boot hinüberbringen sollte, erblickten wir zahlreiche Windmühlen, die in der größten Lagune Siziliens für den Transport des Meerwassers von einem Becken zum anderen und auch für das Mahlen des Salzes genutzt werden.
Überfahrt und Whitaker-Museum
Das Museum mit seinen Exponaten aus der Kultur der Phönizier gehört zu den bedeutendsten seiner Art im gesamten Mittelmeerraum, so erfuhren wir. Besonders beeindruckend ist die lebensgroße Marmorstatue des Jünglings von Mozia (s. Fotos unten), eine meisterhafte griechische Arbeit (5. Jh. v. Chr.), die 1979 auf der Insel unter einem Erd- und Schutthaufen gefunden wurde.
Weitere Ausstellungsstücke
Lange Zeit vermutete man, dass die Phönizier und die Karthager , wie viele antike Völker in Zeiten der Not Kinderopfer dargebracht hätten. Angeblich waren es immer die erstgeborenen Jungen. Die Plätze, an denen geopfert wurde, nennt man Tofet.
Um dem betroffenen Vater des Jungen dessen Leid erträglicher zu machen, soll man ihm ein pflanzliches Gift verabreicht haben, welches ein krampfhaftes mit Gesichtsverzerrungen verbundenes Lachen hervorrief ( sardonisches Lachen – siehe Foto oben rechts mit Maske).
Neuere Untersuchungen stellen diesen angeblichen Brauch jedoch infrage. Mehr unter: Kinderopfer in Karthago.
Spaziergang über die Insel Mozia und Rückfahrt zum Festland
Weinverkostung in Marsala
Nach der Mittagspause fuhr uns Giovanni nach Marsala , wo wir in der historischen Weinkellerei Cantine Pellegrino (1880) eine Einführung in die Herstellung der berühmten Marsala Likörweine bekamen. Natürlich wurde auch probiert: Süß, Süßer, Likörwein.
Erice im Nebel
Von Marsala aus fuhren wir wieder zurück an Trapani vorbei, um nach Erice zu gelangen.
Mittlerweile hatte sich die Sonne hinter eine dichte Wolkendecke zurückgezogen.
Die letzten Kilometer wurden sehr kurvenreich, und so schraubte sich unser Bus allmählich den Berg hoch, um den Ort Erice in einer Höhe von 751 m ü. d. M. zu erreichen.
Schon nach kurzer Zeit befanden wir uns in den Wolken, die sehr tief hingen. Umgeben von satten Nebelschwaden erreichten wir den Ort, dessen einzigartige Atmosphäre sich bereits vor dem Betreten der engen Gassen erahnen ließ, denn über allem schwebte der Zauber von Sage und Geschichte, Fantasie und Wirklichkeit. Dieser Eindruck wurde noch verstärkt durch die bildhaften Erzählungen unseres Reiseleiters Corrado, der auf diese Weise längst vergangene Geschehnisse lebendig werden ließ.
Zudem befand sich hier auf dem Berg in der Antike ein Heiligtum, welches berühmt war für seinen Reichtum und die dort betriebene Tempelprostitution. In unserem DUMONT Reiseführer (s. auch unter „Vorbemerkung“) wird es sogar als „das wohl prächtigste Bordell der Antike“ bezeichnet.
So tauchten wir denn ein in eine geheimnisvolle Welt, die nahezu komplett in Nebel gehüllt war. Nur wenige Besucher, die bei diesem Wetter den Weg hierhin gefunden hatten, verliefen sich zwischen den vielen leerstehenden Häusern, hinter deren Mauern heutzutage weniger als 2000 Menschen hauptsächlich vom Tourismus, der Landwirtschaft und dem Handwerk leben.
Durchnummerierte Laternen
Schilder und Hinweise
Stimmungsvoll
Nach einer guten Stunde kehrten wir zurück zum Bus, in dem einige aus unserer Gruppe verblieben waren, weil sie einen Spaziergang durch nebelige Gassen wenig reizvoll fanden.
Mary und ich hingegen waren uns einig, dass die mystische Stimmung des Ortes Erice bei dieser Witterung viel besser zur Geltung gekommen war als vielleicht bei strahlendem Sonnenschein.
Nach einer knappen Stunde mit dem Bus erreichten wir unser Hotel, das wir am nächsten Morgen schon wieder verlassen würden.