Tansania Teil 7 – Dienstag, 18.09.18

Old Moshi – Mambori Wasserfall – Unser Leben am Berg

Wir waren um 10 Uhr mit Allen verabredet, und es ging pünktlich mit sieben der größeren Bewohner unserer kleinen Farm los. Samuel und seine Zwillingsschwester Ireen waren auch mit dabei. Wir fuhren bergauf, bis wir zu mehreren Häusern gelangten. In einem befand sich die lokale elektrische Getreidemühle.

Nach einem kurzen Aufenthalt fuhren wir weiter auf dem sehr holprigen Weg, und wie immer wunderte ich mich, dass Allens Auto niemals schlapp machte. Selbst die Reifen hielten durch, was sicher dem guten Profil zuzuschreiben war.
Bald erreichten wir Old Moshi, einen historischen Ort, der uns, wie schon in Namibia ein wenig rühmliches Kapitel deutscher Kolonialgeschichte in Erinnerung rief.

Plötzlich kamen einige der Jugendlichen sehr aufgeregt zu uns und meinten, sie hätten mitten im Wald ein großes Kreuz entdeckt. Wir folgten ihnen zur angegebenen Stelle und tatsächlich fanden wir eine seltsame Grabstätte mit Namen von deutschen Verstorbenen.

Nach einer guten Stunde verließen wir den Ort, der für unsere deutschen Vorfahren niemals Heimat werden konnte, ohne dass es Allen gelungen wäre, telefonisch einen Guide aufzutreiben. Allerdings sammelten wir unterwegs einen jungen Mann auf, der uns zu den Mambori Wasserfällen führen sollte. Der Aufdruck auf seinem T-Shirt www.oldmoshiculturaltour.com bewies seine Identität.
Allein der Weg auf einem schmalen Pfad durch eine zauberhafte Landschaft lohnte die rumpelige Fahrt hierher. Unterwegs gab es einige Erklärungen zu den verschiedenen Pflanzen, die unseren Weg säumten. Das letzte Stück führte durch einigermaßen unwegsames Gelände und erforderte erhöhte Aufmerksamkeit. Ein schlimmer Fehltritt, und wir hätten unsere Safari, zu der wir am morgigen Tag aufbrechen wollten, absagen müssen. Zum Glück ging alles gut, und nachdem wir das letzte Buschwerk durchquert hatten, standen wir vor atemberaubender Kulisse: Vor uns fiel das Wasser etwa 30 – 40 m tief bis fast vor unsere Füße. Die Luft war voller Gischt, und ich nahm meine Brille ab, um bessere Sicht zu haben. Wir waren die ganze Zeit allmählich in eine langgezogene Schlucht hinabgeklettert, an deren Ende der Wasserfall war. Während wir nun im vollen Sonnenlicht standen, lag der hintere Teil im Halbdunkel, was dem ganzen Szenario einen eigenen Reiz verlieh. Die Mädels kletterten bis ganz dicht an die fallenden Fluten heran und genossen das kühle Wasser, wohingegen die Jungen in den Tümpeln kleine Krebse fingen, die sie zu Hause essen wollten.

 

Unser Leben am Berg

Zeit, über unsere Wohnverhältnisse zu berichten. Unser Leben war in der Tat durch den Berg geprägt: Wenn wir hinunter gingen, mussten wir später 4 km von der Hauptstraße aus bergauf, was aber selbst für die Einheimischen, die daran gewöhnt waren, sehr beschwerlich war. Vom Motorradtaxi riet uns Allen ab, weil es ziemlich gefährlich war. Für die dreirädrigen „Tuk-Tuks“ war der Weg zu uns zu steil. Hinzu kam, dass er überaus rumpelig war, sodass selbst mit dem Auto nur ein langsames Fahren möglich war.

So ließen wir uns von Allen gerne ein Stück mitnehmen, wenn er es uns anbot, was häufig der Fall war. Wir vereinbarten dann für den Nachmittag einen Treffpunkt, wo er uns einsammelte. Logisch, dass wir uns an den Benzinkosten beteiligten, die verhältnismäßig hoch waren (umgerechnet etwa 1 € pro l Diesel).

Das Gästehaus, in dem wir wohnten, war Teil eines kleinen Gehöftes, welches komplett von einer relativ hohen Mauer umgeben war, da man ziemlich einsam wohnte. Der Eingang wurde durch ein massives Eisentor auf Rollen verschlossen. Viele der Dorfbewohner um uns herum wohnten ganz ähnlich oder hatten zumindest Türen und Fenster vergittert.

In der kleinen Anlage lebten 28 Kinder und Jugendliche, die Allen zum Teil von der Straße geholt hatte und die entweder elternlos oder verwahrlost waren. Sie bekamen zu essen und wurden auf Allens Kosten nachmittags auf unserer Terrasse von Isaiah, einem Lehrer aus der Nachbarschaft beschult. Manche besuchten auch eine reguläre Schule, was Allen ebenfalls finanzierte.
Er selbst war seit einigen Jahren als Pastor in Mdawi tätig und setzte sich sehr für die Gemeinde ein. Seine Frau Agatha kümmerte sich um den Haushalt und die medizinische Versorgung bei Krankheitsfällen. Wir wurden von ihr sehr zuverlässig bekocht, das heißt, wir bekamen auch durchaus Salat, von Agatha mit abgekochtem Wasser zubereitet. Morgens gab es Pfannkuchen, den sie selbst sehr liebte. Mittags und abends bekamen wir jeweils eine warme Mahlzeit mit unterschiedlichen Gemüsesorten, Nudeln, Reis oder Pommes, wenn wir nicht gerade unterwegs waren. Dazu immer leckeres Obst, seltener Fleisch, denn dies war teuer. Unterstützt wurde Agatha von Frauen aus der Nachbarschaft.

Da es Ziegen, frei laufende Hühner und Enten gab, lebten wir wie auf einem kleinen Bauernhof. Elektrizität gab es zwar, aber gekocht wurde auf offenen Feuerstellen. Bisweilen, besonders zu Anfang, hatten wir einige Male keinen Strom. Für diesen Fall bekamen wir an jedem Morgen eine Thermoskanne mit kochendem Wasser, wodurch die Teezubereitung jederzeit gesichert war.

Wir schliefen jeder in einem äußerst bequemen Doppelbett, über das jeweils ein Mosquitonetz gespannt war. Allerdings gab es während unseres 3 wöchigen Aufenthaltes nicht eine einzige Mücke, auch nicht an den langen Abenden, an denen wir draußen bei Licht auf unserer Terrasse saßen.

Die sanitären Anlagen waren in Ordnung, und es gab zum Duschen sogar warmes Wasser. Nach wenigen Tagen der Eingewöhnung fühlten Mary und ich uns sehr wohl in der für uns ungewohnten Umgebung und schliefen insgesamt sogar besser als zu Hause.

 

Die Sache mit dem Besen

Abends kam in der Regel ein kräftiger Wind auf, der Blätter und Sand auf unsere Terrasse wehte. Daher bat ich gleich in den ersten Tagen um einen Besen, mit dem eines der Mädchen auch prompt kam – um zu fegen! Das war mir unangenehm und ich sagte, ich wolle selbst fegen, denn zu Hause wäre das auch meine Aufgabe. Widerstrebend überlies sie mir endlich den Besen. Leider versäumte ich es, ihn mit ins Haus zu nehmen, und am nächsten Tag hatte man sich ihn wiedergeholt.
Ein paar Tage später bat ich Allen auf einer unserer Touren irgendwo anzuhalten, wo ich einen Besen für uns kaufen könne. Er meinte, das sei nicht nötig, die Mädels würden unsere Terrasse fegen. Als ich ihm sagte, zu Hause würde ich auch fegen, schüttelte er verständnislos den Kopf und brummte: „Different culture!“

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